Freitag, 6. Juli 2007

Ski: Bruno "BK" Kernen tritt zurück


«Gerne wäre ich noch ein Jahr gefahren, aber das Risiko eines bleibenden Schadens ist mir zu gross», so Kernen. Der Knorpelschaden im rechten Knie war erst in einer zweiten Untersuchung festgestellt worden. Zu einem Zeitpunkt, als er eigentlich schon den Entschluss zum Weitermachen gefällt hatte.

Der Berner Oberländer gab den Entscheid nach 282 Weltcuprennen am Ort einer seiner grössten Triumphe bekannt: Auf dem Berner «Hausberg» Lauberhorn. Dort konnte er 2003 die Abfahrt gewinnen.

Kernen erlebte sportlich Hochs und Tiefs. Die erstaunlichsten Leistungen bot er, als ihn viele schon abgeschrieben hatten. Die frühen Erfolge, der Doppel-Weltcupsieg 1996 in Veysonnaz und der WM-Titel in der Abfahrt 1997 (plus Silber in Kombination) hatten seine Karriere eher blockiert als lanciert. «Ich habe bezahlt dafür, dass ich so jung WM-Gold geholt habe», sagte Kernen einmal.

Am Lauberhorn 2003 leitete er, bereits über 30-jährig, den «zweiten Frühling» seiner Karriere ein. Binnen 24 Stunden schaffte er es zweimal aufs Podest, zuerst als Dritter, dann in der «richtigen» Lauberhorn-Abfahrt als umjubelter Sieger. «Das ist rückblickend mein schönster Erfolg», findet Kernen, «weil er mir nach einer sechsjährigen Durststrecke glückte.» Kurz darauf gewann er an der WM in St. Moritz noch Bronze in der Abfahrt.


Solche «Kernen-Wochen» wie in Veysonnaz 1996, der WM 1997 sowie dem Lauberhorn-Weekend und St. Moritz 2003 prägten seine Karriere. War er gut drauf, doppelte er meist gleich nach. Doch dann folgten wieder unerklärliche Flauten, für die er selber keine Erklärung findet – genau so wenig wie für die Diskrepanz von fünf WM- und Olympia-Medaillen gegenüber nur vier Weltcup-Podestplätzen in insgesamt 282 Rennen.

Olympia-Bronze in der Abfahrt in Sestriere 2006 (nach zahllosen olympischen Enttäuschungen) sowie WM-Bronze 2007 im Super-G in Are stellten die letzten Highlights in der Karriere dar.

Die Bilder vom letzten Rennen Bruno Kernens sind noch in beklemmender Erinnerung. Diskret schwenkten die TV-Kameras weg, als er auf der Lenzerheide beim Saisonfinale blutüberströmt mit Sauerstoffmaske im Schnee lag.

So wollte Kernen nicht abtreten. Alles schien sich zum Guten zu wenden, ehe sich bei einer zweiten Untersuchung herausstellte, dass das rechte Knie – sein linkes war ohnehin schon 14 Mal operiert worden – der Belastung des Spitzensports nicht mehr standhält.

«Der heutige Tag ist nicht das Ende, sondern der Anfang eines neuen Lebensabschnitts», meinte Kernen, «wo könnte man das besser vollziehen als in einem Starthaus.»

Die berufliche Zukunft ist noch offen, der nächste private Fixpunkt steht aber fest. Im November wird Bruno Kernen Vater. Sinnigerweise schenkte Swiss-Ski seinem abtretenden Team-Leader einen Kinderwagen.

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